Die höchsten Leitzinsen seit 15 Jahren
Darum geht’s.
- Nationalbanken haben die Leitzinsen auf den höchsten Stand seit 15 Jahren gehoben um die Inflation zu bekämpfen.
- Obligationen haben unter den steigenden Zinsen gelitten. Sie bieten aber aktuell attraktive Renditemöglichkeiten.
- Sparkonto und Festgelder sind aufgrund der tiefen Renditen und hohen Inflation nicht geeignet für langfristige Anleger. Ein breit diversifiziertes Portfolio bietet bessere Alternativen.
Leitzinsen auf höchstem Stand seit 15 Jahren
Über die vergangenen 20 Monate haben führenden Zentralbanken die Leitzinsen in raschem Tempo erhöht. Anfang 2022 waren die Leitzinsen in den USA und in der Europäischen Union noch bei rund null Prozent. Aktuell liegen die Leitzinsen in den USA bei rund 5.5 Prozent und 4.5 Prozent im Euroraum. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat über denselben Zeitraum die Leitzinsen von -0.75 Prozent auf 1.75% angehoben (siehe Abbildung). Der Grund für diesen raschen Anstieg der Leitzinsen liegt in der Inflation. Aufgrund einer expansiven Geldpolitik der Nationalbanken hat sich die Geldmenge markant ausgeweitet. In der Schweiz zum Beispiel ist die Geldmenge auf über 1’000 Milliarden angestiegen. Das bilden den Nährboden der Inflation. Darüber hinaus haben steigende Rohstoffpreise, der Krieg in der Ukraine und Lieferengpässe bedingt durch die Corona-Krise dazu geführt, dass die Preise angestiegen sind.
Nach Jahren der tiefen Zinsen und einer expansiven Geldpolitik, mussten Nationalbanken die Zinsen erhöhen, um der steigenden Inflation entgegenzuwirken.
Enwicklung der Leitzinsen seit 2000
Nationalbanken versuchen mit Leitzinsen die Wirtschaft zu steuern
Leitzinsen sind die Zinssätze, die von Zentralbanken festgelegt werden. Sie bestimmen, zu welchen Konditionen sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen können. Diese Zinsen haben einen direkten Einfluss auf die gesamte Wirtschaft.
Wenn die Leitzinsen hoch sind, wird es teurer für Banken, sich Geld zu leihen. Diese höheren Kosten geben die Banken oft an ihre Kunden weiter. Das bedeutet, Kredite werden teurer. Firmen und Privatpersonen leihen sich dann weniger Geld. Weniger geliehenes Geld führt dazu, dass weniger ausgegeben wird. Das kann die Wirtschaft abkühlen und die Inflation senken.
Umgekehrt, wenn die Leitzinsen niedrig sind, können sich Banken günstiger Geld leihen. Diese niedrigeren Kosten können sie an ihre Kunden weitergeben. Kredite werden billiger, was Firmen und Personen ermutigt, mehr zu leihen und auszugeben. Das kann die Wirtschaft ankurbeln.
Leitzinsen wirken also wie ein Werkzeug, mit dem Zentralbanken die Wirtschaft steuern. Durch die Anpassung der Leitzinsen können sie versuchen, das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen oder zu verlangsamen. Ziel ist es, ein stabiles Wachstum zu erreichen und die Inflation im Griff zu halten. Es ist wichtig zu wissen, dass Veränderungen der Leitzinsen nicht sofort wirken. Es dauert eine Weile, bis die Auswirkungen im Alltag von Unternehmen und Privatpersonen spürbar sind.
Leitzinsen dürften in den nächsten 12 Monaten sinken
Aktuell scheinen die Nationalbanken noch nicht bereit, niedrigere Zinsen in Betracht zu ziehen. Dennoch erwarten Finanzexperten, dass die Leitzinsen schon im nächsten Jahr gesenkt werden könnten. Innerhalb weniger Monate könnte sich die globale Zinslandschaft damit grundlegend wandeln. Noch vor zwei Monaten ging man davon aus, dass die Leitzinsen längere Zeit hoch bleiben, um die Inflation zu bekämpfen. Aber neueste Entwicklungen und Marktprognosen lassen vermuten, dass diese Annahme veraltet sein könnte.
Vier Hauptfaktoren treiben die Abkehr von den bisherigen Erwartungen an die Zinspolitik an. Erstens zeigt die Inflation, die früher Zinserhöhungen rechtfertigte, jetzt Rückgangstendenzen und nähert sich den Zielwerten. Zweitens schwächt sich die globale Wirtschaft ab, was für eine weniger strenge Geldpolitik spricht, um die Erholung zu unterstützen. Drittens deuten die Erwartungen der Finanzmärkte auf eine baldige Senkung der Leitzinsen hin. Viertens haben die bisherigen Zinserhöhungen schon zur Eindämmung der Inflation beigetragen (siehe Chart), was eine Überprüfung der strengen Geldpolitik notwendig macht.
Inflationsentwicklung seit 2018
Die Notenbanken stehen unter dem Druck, ihre Zinspolitik zu überdenken, um die Wirtschaft nicht zu stark zu belasten. Die Erfahrungen aus dem Jahr 2022, als die Inflation die Geldpolitik unerwartet traf, sorgen für eine vorsichtige Haltung der Notenbanken. Zu früh Entwarnung zu geben, könnte sich als Fehler herausstellen. Trotzdem spricht vieles dafür, dass die derzeit höheren Leitzinsen nicht lange auf diesem Niveau verharren werden.
Obligationen und Aktien haben Mühe mit höheren Zinsen
Wenn die Zinsen steigen, sinken oft die Kurse bestehender Anleihen. Das mussten Anleger 2022 erfahren als Obligationenportfolios verhältnismässig hohe Verluste einbrachten. Das liegt daran, dass neu ausgegebene Anleihen höhere Zinsen bieten. Um mit den neuen Anleihen mithalten zu können, müssen die Kurse der älteren Anleihen fallen. Anleger sollten sich dadurch jedoch nicht beunruhigen lassen, denn solche Kursverluste sind meist nur vorübergehend. Am Ende der Laufzeit erhalten die Besitzer von Obligationen in der Regel den vollen Nennwert zurück, vorausgesetzt der Herausgeber bleibt solvent. Mit den aktuell höheren Zinsen und dem Ausblick von potenziell fallenden Zinsen in 2024 werden Anleihen wieder zu einer attraktiven Anlageoption. So zum Beispiel rentieren 10-jährige US-Staatsanleihen aktuell mit rund 4.5 Prozent.
Generell sind steigende Zinsen für Aktienmärkte nicht vorteilhaft, da sie Anleihen attraktiver machen und somit in direkter Konkurrenz zu Aktien stehen. Höhere Zinsen erhöhen auch die Finanzierungskosten für Unternehmen. Dies kann jedoch auch positive Effekte haben, da viele Unternehmen ihre Strukturen straffen und Schulden abbauen. Wenn steigende Zinsen die Inflation senken, kann dies Unternehmen bei ihren Einkäufen entlasten. Aktienkurse haben sich seit Ende Oktober 2023 wieder erholt. Trotzdem muss man an den Aktienmärkten immer mit Schwankungen rechnen. Langfristig haben Anleger am Aktienmarkt jedoch meist Gewinne erzielt.
Immobilien: Für Immobilien können steigende Zinsen problematisch sein, da sie oft fremdfinanziert sind und höhere Zinsen die Finanzierungskosten erhöhen. Dies macht Immobilien als Anlageobjekte weniger attraktiv. In Deutschland, Dänemark und Schweden zum Beispiel sind die Preise für Wohneigentum gefallen.
Für die Altersvorsorge eignet sich das Sparkonto kaum
Hohe Zinsen haben einen positiven Einfluss beim Sparkonto und Festgeld. Die höheren Leitzinsen werden von den Banken in Form von besseren Zinsen weitergegeben, zumindest teilweise. Aktuell zahlen Banken rund 1.5 Prozent für ein Festgeld über 12 Monate. Anleger sollten sich jedoch im Klaren sein, dass die Inflation (aktuell bei 1.7%) den Zinsvorteil wieder wegfrisst. Da die Inflation höher ist als die Zinsen, die auf Sparkonten und Festgelder gezahlt werden, verringert sich der reale Wert des gesparten Geldes. Das bedeutet, dass Sparer zwar nominell denselben Betrag auf ihrem Konto sehen, aber die Kaufkraft dieses Geldes sinkt. Mit anderen Worten: Für dasselbe Geld können sie im Laufe der Zeit weniger kaufen.
Für Anleger mit einem längeren Anlagehorizont oder die Altersvorsorge, ist ein breit diversifiziertes Portfolio besser geeignet. Durch die Verteilung des Kapitals auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien wird das Risiko breit gestreut. Aktien können von sinkenden Zinsen profitieren, da niedrigere Kreditkosten oft zu wirtschaftlichem Wachstum führen. Anleihen bieten bei hohen Zinsen attraktive Kuponzahlungen und können bei Zinssenkungen Kursgewinne erzielen. Immobilien bieten zusätzliche Diversifikation, da sie oft anders als Aktien und Anleihen reagieren und eine Inflationsabsicherung bieten. Diese Strategie sollte im aktuelle Zinsumfeld bessere Resultate liefern. Das Gesamtrisiko wird reduziert und Anleger können von unterschiedlichen Markentwicklungen profitieren.
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