Rente oder Kapital bei der Pensionierung?
Darum geht’s.
- Mit dem Eintritt in den Ruhestand steht Ihnen eine wichtige finanzielle Entscheidung bevor: der Kapitalbezug aus der Pensionskasse.
- Dieser Schritt bietet eine einmalige Gelegenheit, erfordert jedoch sorgfältige Abwägung und Planung.
- Der folgende Überblick soll Ihnen helfen, diese Option fundiert zu betrachten.
Bis zur Pensionierung spart man eine beachtliche Summe in der Pensionskasse an. Dieses Alterskapital kann auf drei verschiedene Arten bezogen werden: Als feste monatliche Rente bis ans Lebensende, als einmaliger Kapitalbezug oder als Kombination aus Rente und Kapital. Nehmen Sie sich für die Entscheidung zwischen diesen drei Optionen genügend Zeit. Idealerweise setzen Sie sich mindestens fünf Jahre vor der beabsichtigten Pensionierung damit auseinander. Denn ist einmal eine Wahl getroffen, kann diese nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Tiefere Renten mit sinkendem Umwandlungssatz
Bei der Berechnung der Rente spielt der Umwandlungssatz eine zentrale Rolle. Dieser wird mit dem angesparten Pensionskassenguthaben multipliziert. Ein Pensionskassenguthaben von 100’000 Franken wird beispielsweise mit dem gesetzlichen Umwandlungssatz von aktuell 6.80 % in eine Rente umgewandelt. Dies bedeutet für Rentenbeziehende, dass sie bis an ihr Lebensende jährlich eine Rente in der Höhe von 6’800 Franken ausbezahlt bekommen. Dieser gesetzliche Umwandlungssatz gilt jedoch nur für den obligatorisch versicherten Teil des Pensionskassenguthabens.
Im Rahmen der beruflichen Vorsorge ist die Versicherung bis zu einem Jahreseinkommen von aktuell rund 85’000 Franken obligatorisch. Die Beiträge an die berufliche Vorsorge vom Einkommen, das diese Schwelle übersteigt, werden als überobligatorisch bezeichnet. Das daraus resultierende überobligatorische Pensionskassenguthaben kann durch die Pensionskasse zu einem tieferen Umwandlungssatz in eine Rente umgewandelt werden.
Die Renten werden in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter sinken. 2017 variierten die Umwandlungssätze der Schweizer Pensionskassen für den überobligatorischen Teil zwischen 5,1 % und 6,8 %. Für 2023 wird ein durchschnittlicher Umwandlungssatz von etwa 5,25 % erwartet. Das ist mehr als 20 % niedriger ist als der gesetzliche Satz von 6,8 %.
Die Schweizer Pensionskassen passen den Umwandlungssatz für den überobligatorischen Teil aufgrund der steigenden Lebenserwartung und des niedrigen Zinsniveaus an. Auch der gesetzliche Umwandlungssatz von 6,8 % für den obligatorischen Teil steht unter Druck. Im März 2024 werden Volk und Stände im Rahmen des Reformpakets „BVG-21“ über eine Senkung des gesetzlichen Umwandlungssatzes auf 6,0 % abstimmen. Experten sind sich uneinig, ob das Reformpaket vom Volk angenommen wird oder nicht.
Vor- und Nachteile der Rente
Der Rentenbezug hat einen wesentlichen Vorteil. Er bietet Ihnen ein grosses Mass an Sicherheit. Sie erhalten bis an Ihr Lebensende jeden Monat eine feste Auszahlung und brauchen sich um nichts zu kümmern. Der Rentenbezug ist ideal, wenn Sie ein starkes Bedürfnis nach Planungssicherheit haben.
Ein wesentlicher Nachteil der Rente hingegen sind die Leistungen für die Hinterbliebenen im Todesfall. Der überlebende Ehepartner erhält gesetzlich nur 60 % der Pensionskassenrente des Verstorbenen. Durch diese Kürzung muss sich der überlebende Partner oft finanziell einschränken. Berücksichtigen Sie zudem, dass im Regelfall das restliche Pensionskassenguthaben an die Pensionskasse übergeht. Manche Pensionskassen sehen aber auch hier Speziallösungen vor.
Bei einer sauberen Planung müssen Sie auch die Inflation miteinbeziehen. Gemäss aktueller Gesetzeslage sind Pensionskassen nicht verpflichtet, die Renten der Inflation anzupassen. Bei einer jährlichen Inflation von 1 % sinkt die Kaufkraft einer Rente von 50’000 Franken nach zehn Jahren auf 45’000, nach 20 Jahren auf 40’000 und nach 30 Jahren sogar auf 37’000 Franken.
Nicht zuletzt spielen auch steuerliche Aspekte eine wichtige Rolle. Diese unterscheiden sich nach Einkommenssituation und Wohngemeinde erheblich und sollten unbedingt vorgängig geklärt werden. Mit einer ganzheitlichen Prüfung lassen sich oft beachtliche Beträge einsparen.
Zusammengefasst
- Vorteile: Sicherheit durch monatliche feste Auszahlungen bis ans Lebensende und einfache Handhabung.
- Nachteile: Begrenzte Leistungen für Hinterbliebene, keine Anpassung an die Inflation und steuerliche Variabilität.
Kapitalbezug – Eine Chance mit Verantwortung
Bei einem Kapitalbezug wird Ihnen das angesparte Pensionskassenguthaben bar ausbezahlt. Dabei erhalten Sie die volle Flexibilität beim Zugriff auf dieses Vermögen und können den Verbrauch Ihrem aktuellen Einkommensbedarf anpassen, was einen wesentlichen Vorteil gegenüber der festen Rente ausmacht. Bei der Auszahlung nehmen Sie jedoch auch die Verantwortung für die Finanzierung Ihres dritten Lebensabschnittes selbst in die Hand.
Damit langfristig Erträge für eine regelmässige Auszahlung erwirtschaftet werden können, empfiehlt es sich, den grössten Teil des ausbezahlten Kapitals in Wertschriften anzulegen. Der Vorteil dabei ist, dass Sie die Anlagestrategie nach Ihren persönlichen Bedürfnissen und Ihrer Lebenssituation wählen können. Die Anlagestrategie kann jederzeit angepasst werden.
Das folgende illustrative Rechenbeispiel vergleicht den Rentenbezug mit der Erwirtschaftung einer regelmässigen Auszahlung durch den Kapitalbezug.
Vergleich Nettoeinkommen aus Rente und Kapitalbezug (illustrativ)
Obige Gegenüberstellung zeigt deutlich, dass der Kapitalbezug gegenüber dem Rentenbezug unter unterschiedlichen Voraussetzungen vorteilhaft sein kann. Grund dafür sind die möglichen Renditen bei der freien Vermögensanlage und steuerliche Vorteile.
Steuern beim Kapitalbezug
Der Kapitalbezug wird einmalig und ausgesondert vom restlichen Einkommen zu einem reduzierten Satz besteuert. In den Folgejahren fällt das Kapital unter die Vermögenssteuer. Die erwirtschafteten Erträge unterliegen je nach Anlageklasse der Einkommenssteuer. Im Gegensatz dazu werden die Pensionskassenrenten vollumfänglich dem steuerbaren Einkommen angerechnet. Aufgrund der Differenz zwischen der reduzierten Kapitalauszahlungssteuer und der regulären Einkommensteuer erweist sich der Kapitalbezug oftmals als steuerlich vorteilhaft.
Beim Kapitalbezug könnten Sie wichtige Versicherungselemente Ihrer Pensionskasse verlieren. Es ist ratsam, sich mit alternativen Versicherungslösungen auseinanderzusetzen, um einen umfassenden Schutz im Alter sicherzustellen.
Vor- und Nachteile des Kapitalbezugs.
- Vorteile: Flexibilität in der Verwendung und Anlage des Kapitals, steuerliche Vorteile und Möglichkeiten zur Erbschaft.
- Nachteile: Verantwortung für die Kapitalverwaltung, Risiken bei Kapitalanlagen und das Fehlen einer garantierten lebenslangen Auszahlung.
Kombination von Rente und Kapital: Eine ausgewogene Lösung
Eine Pauschalaussage für den Entscheid, ob die Rente oder der Kapitalbezug besser ist, gibt es nicht. Es gilt, die Aspekte Sicherheit, Flexibilität und steuerliche Belastung abzuwägen. Für diese Abwägung kann eine professionelle Pensionierungsplanung hilfreich sein.
Oftmals ist auch eine Mischform eine gute Lösung. Sind Sie verheiratet und beide Ehepartner pensionskassenversichert, ist es besonders empfehlenswert, beider Leistungen miteinander zu vergleichen. So können Sie die Vorzüge der einzelnen Varianten kombinieren und die Risiken verteilen. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Unterschiede der zwei Bezugsformen.
Die wichtigsten Unterschiede: Renten- und Kapitalbezug
Finanzielle Langzeitplanung: Ein entscheidender Faktor
Die sorgfältige Verwendung des Kapitals erfordert eine strategische Planung. Überlegen Sie gründlich, wie Sie das Geld anlegen möchten, um eine Balance zwischen der Erfüllung aktueller Wünsche und der langfristigen finanziellen Sicherheit zu finden.
Fazit
Die Entscheidung zwischen Rente und Kapitalbezug erfordert eine Abwägung individueller Bedürfnisse und Umstände. Die Rente bietet Sicherheit durch eine feste monatliche Auszahlung, während der Kapitalbezug mehr Flexibilität und Eigenverantwortung ermöglicht. Wesentliche Faktoren wie steuerliche Belastungen, Inflation und Versicherungsschutz sollten berücksichtigt werden. Eine Kombination aus beiden Optionen kann eine ausgeglichene Lösung bieten, insbesondere für verheiratete Paare. Es ist ratsam, professionellen Rat einzuholen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen, die langfristige finanzielle Sicherheit und Zufriedenheit im Ruhestand gewährleistet.
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