Handelskonflikt 2025 – Krise oder Weckruf

Die USA suchen mit neuen Importzöllen die Konfrontation und nehmen dabei Spannungen bewusst in Kauf, um ihre heimische Wirtschaft zu stärken.

Die USA suchen mit neuen Importzöllen die Konfrontation und nehmen dabei Spannungen bewusst in Kauf, um ihre heimische Wirtschaft zu stärken. Davon betroffen sind auch die Schweiz und die Europäische Union. Weltweit führt dieser Kurs zu Verunsicherung und belastet die Aktienmärkte spürbar. Dennoch besteht Anlass zu vorsichtigem Optimismus: Alle beteiligten Parteien zeigen weiterhin Gesprächsbereitschaft. Wie schon in früheren Konflikten könnte es erneut gelingen, am Verhandlungstisch eine Lösung zu finden. Für die Finanzmärkte heisst dies kurzfristig anhaltender Druck auf Aktien, während Immobilien und Gold Stabilität versprechen. Anlegerinnen und Anleger tun deshalb gut daran, ihre Portfolios breit zu diversifizieren, langfristige Perspektiven zu erkennen und besonnen zu handeln.

Vom Zollschock zum Verhandlungswillen

Die USA haben jüngst umfassende und teils einschneidende Zölle auf nahezu sämtliche Importe beschlossen. Präsident Donald Trump spricht bereits von einer «historischen Unabhängigkeitserklärung» und verschärft die Lage mit weiteren Strafzöllen, die vor allem Länder mit hohen Handelsüberschüssen treffen. Davon betroffen sind Europa mit Abgaben bis zu 20 Prozent und die Schweiz gar mit bis zu 31 Prozent.

Auf den ersten Blick wirken diese Massnahmen wie ein Frontalangriff auf den freien Welthandel. Doch sollte nicht vergessen werden, dass sie Teil einer strategischen Verhandlungsführung sind. Trump signalisierte mehrfach, dass er bereit sei, auf die Handelspartner zuzugehen, sofern diese ihm entgegenkommen. Sowohl die EU als auch die Schweiz reagieren bislang zurückhaltend und setzen bewusst auf Dialog statt auf schnelle Vergeltungsmassnahmen. Wir erleben derzeit also nicht das Ende, sondern vielmehr den Beginn eines herausfordernden Ringens um mögliche Kompromisse.

Was Zölle bewirken

Neue Importzölle erhöhen zwangsläufig die Preise ausländischer Waren – am Ende zahlt meist der Konsument die Rechnung. Entsprechend gross ist aktuell die Verunsicherung. Doch der Blick in die jüngere Vergangenheit relativiert das Szenario: Bereits 2018 hatte die US-Regierung mit Strafzöllen auf Stahl, Aluminium und weitere Güter für Aufsehen gesorgt. Damals reagierten die Märkte heftig, doch letztlich gelang es, mit Europa und China zumindest teilweise Einigungen zu erzielen. Der internationale Handel kollabierte nicht.

Auch heute ist abzusehen, dass einzelne Unternehmen Margeneinbussen hinnehmen müssen und US-Konsumenten höhere Preise erwarten. Gleichzeitig schaffen Zölle jedoch Anreize, auf Veränderungen zu reagieren: Firmen verlagern ihre Produktion in die USA, erschliessen neue Märkte oder treiben Innovationen voran. Ein Zollregime bedeutet somit weder das Ende des Exports noch einen garantierten Wohlstandszuwachs. Entscheidend bleiben diplomatisches Geschick und unternehmerische Flexibilität.

Bedeutung für die Schweiz und Europa

Aktuell gilt eine 90-tägige Übergangsfrist. In dieser Zeit werden auf EU- und Schweizer-Waren 10 % Zoll erhoben. Danach drohen Strafzölle von 20 % auf EU-Waren und 31 % auf Schweizer Produkte. Die Massnahmen treffen zentrale Branchen der europäischen und helvetischen Industrie. Doch Europas Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren mehrfach bewiesen, dass sie mit externen Schocks umgehen kann: Die Energiekrise 2022 wurde abgefedert, frühere Handelsstreitigkeiten mit den USA (2018) lösten sich zumindest teilweise in Verhandlungen auf.

Die Schweiz bleibt stark: Unsere exportorientierte Metall-, Maschinen- und Pharmaindustrie trifft es zwar hart, dennoch ist die Arbeitslosenquote historisch tief. Wichtige Schweizer Konzernchefs halten fest, dass Produkte aus der Schweiz wegen ihrer Qualität weltweit gefragt bleiben – selbst wenn der Preis steigt. Ausserdem arbeitet der Bundesrat bereits an Strategien, um neue Märkte zu erschliessen und die Abhängigkeit vom US-Markt zu reduzieren.

In Europa sind viele Unternehmen inzwischen diversifizierter als noch vor ein paar Jahren. Wer früher den Grossteil seiner Güter in die USA verkaufte, hat nun alternative Absatzregionen im Blick – Lateinamerika, Asien, naher Osten.

Marktreaktionen: heftige Ausschläge, aber kein Crash

Nach Donald Trumps Zollankündigung reagierten die internationalen Börsen mit deutlichen Abschlägen. Seit Jahresbeginn summieren sich die Verluste am globalen Aktienmarkt, der Schweizer Markt gab leicht nach. Historisch betrachtet sind diese jüngsten Kursverluste aber keineswegs dramatisch.

Vergleichbare Korrekturen gab es in der Vergangenheit häufiger. Ob daraus eine längere Baisse entsteht, hängt wesentlich von einer politischen Deeskalation ab. Unterstützung bieten derzeit die Zentralbanken: Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) haben eine expansivere Geldpolitik eingeleitet und signalisieren weitere Zinssenkungen. Dies stärkt den Anleihenmarkt und reduziert die Finanzierungskosten für Unternehmen.

Gold profitiert aktuell von seiner Rolle als sicherer Hafen und Krisenversicherung, könnte jedoch bei Entspannung wieder konsolidieren. Kurzfristig flüchten Anleger also in Stabilität, langfristig eröffnen sich dagegen Chancen, sobald sich die politische Lage beruhigt.

Politische Aussichten – Von der Konfrontation zurück an den Verhandlungstisch?

Die EU zeigt sich kämpferisch: Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte bereits «robuste Vergeltungszölle» an, sollte Washington keine Verhandlungsbereitschaft erkennen lassen. Gleichzeitig signalisiert Brüssel Offenheit für einen konstruktiven Dialog. Auch die Schweiz hält sich mit Gegenmassnahmen zurück und setzt zunächst auf diplomatische Gespräche mit der US-Regierung.
Dabei kommen Erinnerungen an das Jahr 2018 auf: Damals verhängte Präsident Trump ebenfalls Strafzölle gegen europäische Waren, doch nach intensiven Verhandlungen einigte man sich zumindest auf Teillösungen – etwa durch erhöhte EU-Importe von amerikanischem Soja. Weshalb sollte sich dieses Muster nicht wiederholen? Denn letztlich weiss auch Trump, dass ein totaler Handelskrieg keinem Land Vorteile bringt.

Was bedeutet das für die Finanzmärkte?

Die Unsicherheit bleibt insgesamt hoch – ein lineares Aufwärtsjahr ist nicht in Sicht. Doch es besteht durchaus Hoffnung, dass die verhängten Zölle schrittweise reduziert oder Handelsabkommen neu verhandelt werden könnten, bevor sich die Weltwirtschaft weiter eintrübt.

An den Aktienmärkten sorgt dies kurzfristig für Druck, vor allem in den USA, wo eine schwächelnde Konsumentenstimmung zusätzliche Risiken birgt. Europa hingegen hält derzeit einen leichten Vorteil, weil die Bewertungen moderater und die Konjunkturaussichten besser sind als zunächst befürchtet.

Obligationen profitieren unterdessen von der gestiegenen Risikoaversion. Sinkende Renditen erhöhen zwar den Wert bestehender Anleihen, neue Titel werden jedoch mit tieferen Coupons emittiert.
Beim Goldpreis spiegeln die Höchststände die anhaltende Anspannung wider. Anleger nutzen das Edelmetall vermehrt als Absicherung gegen Krisen.

Der Schweizer Immobilienmarkt zeigt sich stabil mit leicht positiver Tendenz, getragen von niedrigen Hypothekarzinsen und anhaltend knappem Wohnraumangebot bei hoher Nachfrage.
Am Devisenmarkt verliert der US-Dollar leicht an Wert aufgrund erwarteter Zinssenkungen, während sich der Schweizer Franken in unsicheren Zeiten einmal mehr als gefragte Fluchtwährung etabliert.

Handlungsoptionen

Diversifikation bleibt entscheidend. Wer global investiert und unterschiedliche Anlageklassen geschickt kombiniert, federt Kursschwankungen besser ab. Hochwertige Obligationen, solide Aktien, zudem können eine Portion Gold und punktuell Immobilien für mehr Stabilität im Portfolio sorgen.

Übereilte Verkäufe sind riskant. Gerade bei starken Kursverlusten entsteht oft Verkaufsdruck durch Ängste, doch panikartige Reaktionen haben sich historisch betrachtet selten bewährt. Meist kehren Märkte rasch zurück, sobald sich politische und wirtschaftliche Unsicherheiten auflösen.

Sinnvoll ist hingegen eine strategische Anpassung: Anleger, die zuletzt stark auf US-Technologiewerte gesetzt haben, könnten ihr Portfolio neu ausrichten – beispielsweise zugunsten europäischer oder Schweizer Qualitätsunternehmen. Diese sind oft weniger anfällig für amerikanische Zölle und haben eine starke Position im Premiumsegment.

Langfristige Chancen sollten Anleger nicht aus den Augen verlieren: Krisenzeiten waren stets auch Phasen, in denen Innovationen entstanden. Höhere Zollschranken können Unternehmen zu effizienteren Produktionsprozessen zwingen, neue Märkte öffnen und widerstandsfähigere Lieferketten schaffen – woraus langfristig entscheidende Wettbewerbsvorteile resultieren.

Fazit: Jetzt die Weichen stellen – optimistisch, aber wachsam

Die aktuellen Handelsspannungen, vor allem zwischen den USA und China, halten die Märkte in Atem. Trotz erhöhter Unsicherheit zeigen Europa und speziell die Schweiz bemerkenswerte Widerstandskraft und Innovationsstärke, weshalb ein dramatischer Wirtschaftseinbruch wenig wahrscheinlich scheint. Anleger, die ihre Portfolios breit diversifizieren und gezielt auf hochwertige Aktien sowie defensive Obligationen setzen, sind gut positioniert, um von einer künftigen Markterholung zu profitieren. Wer zudem besonnen agiert und auf eine politische Entspannung setzt, dürfte gestärkt aus dieser herausfordernden Phase hervorgehen.

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